Am Friedhof 3, 48739 Legden

Bahnhof Legden

Legden Bahnhof

Die Eisenbahn in Legden

-Kurze Enstehungsgeschichte-
von Otto Beckers

Im Jahre 1975 hätte Legden eines Details seiner Geschichte gedenken können, welches nach meiner Erinnerung auch nach 100jähriger Existenz völlig unbeachtet geblieben ist: Seit September 1875 gibt es einen Bahnhof Legden, nachdem auf Initiative Dortmunder Geschäftsleute die Dortmund- Enscheder- Eisenbahngesellschaft gegründet worden war, die dafür sorgte, daß Legden mittels einer eingleisigen Hauptbahn an das rheinisch- westfälische Industriegebiet, das Nachbarland Holland sowie das Streckennetz der deutschen Eisenbahnen überhaupt angeschlossen wurde.
Der hiesige Raum war bis dahin vollständig vom großen Verkehr abgeschnitten; dem westlichem Münsterland kehrten immer mehr einflußreiche und strebsame Familien den Rücken, um dort Fuß zu fassen, wo sich ihnen günstigere Existenzbedingungen boten. Der Wohlstand dieser an Naturprodukten reichen Region hatte abzunehmen begonnen, weil es durch die fehlende Verkehrsanbindung gewerblichen Unternehmen nicht möglich war, konkurrenzfähig zu werden, neue Absatzmärkte zu gewinnen und am wirtschaftlichen Aufschwung teilzunehmen.

-Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit-

Bis Anfang der 60er Jahre blieb die Bedeutung des Legdener Bahnhof im wesentlichen ungeschmälert. Allerdings machte sich die Bundesbahn schon etwa Mitte der 50er Jahre mit Bussen auf der Linie Coesfeld- Gronau selbst Konkurrenz wohl auch, um durch befahren der Ortszentren mit mehr Haushalten das Angebot insgesamt attraktiver zu machen. Ab 1963 erlitt zunächst der Güterverkehr eine empfindliche Einbuße, nämlich den durch Pipelinebau bedingten Wegfall der Ölzüge aus dem Emsland ins Ruhrgebiet (2 Zugpaare pro Tag). Mancher Legdener hat vielleicht noch die schwer arbeitenden Dampfloks im Ohr, die nach Anfahrt in Legden mit 2500t Anhängelast die leicht ansteigende Strecke nach Holtwick überwanden, nicht viel schneller als im Schritttempo.
Im Herbst 1966 mußten dann die letzten – streckeneigenen – Dampfloks mit der Schließung ihres Heimatwerkes Gronau ganz der Dieselkraft das Feld überlassen. Überraschend wurde aber von 1969 bis 1974 das einzig verbliebene Güterzugpaar mit Dampfloks bespannt, allerdings ohne planmäßigen Halt in Legden. Legdens zugeordneter Güterverkehr wurde bereits seit Anfang der 60er Jahre von Kleindiesellok des Bahnhofs Coesfeld separat bewältigt.

Vielseitiger Bahnhof

Nach meiner Erinnerung waren die hauptsächlich abtransportierten Güter Möbel, Schlachtvieh und Grubenholz; angefahren wurden Futter – und Düngemittel, Koks und Kohle sowie landwirtschaftliche Maschinen und Geräte. Für Stückgut gab es einen eigenen Güter- Kurswagen von und nach Legden. Nach und nach gingen alle diese Frachten (ca. 5 -10 Waggons pro Tag) an den LKW verloren. Dieses unentbehrliche und von mir auch nicht kritisierte Verkehrsmittel benötigt im Vergleich zur Eisenbahn jedoch 3- 4mal mehr Energie, arbeit aber politisch gewollt, kostengünstiger und schneller, während die Bahn sich bürokratisch, langsam und unflexibel zeigte und zeigt.
So ist trotz gelegentlicher gegebener Nachfrage und vorhandenen funktionstüchtigen Einrichtungen durch Aufhebung  des -Tarifpunktes- Legden seit 1988 offizieller Güterverkehr nicht mehr möglich; die letzte dafür vorhandene Lokomotive wurde, obwohl anderswo nicht benötigt, dem Bahnhof Coesfeld genommen- ein Zustand, der jedem umweltbewußten und energiesparwilligen Legdener zu Protesten herausfordern müßte.
Das Reiseangebot wurde ab Mitte der 70er Jahre schrittweise vermindert, besonders an den Wochenenden. Schon seit 1981 herrscht Betriebsruhe von Samstagmittag bis Montagmorgen. Die Züge bestehen aus mindestens 25 Jahre alten Material und verkehrten bis 1989 zwischen Ahaus und Coesfeld mit der altherrgebrachten Geschwindigkeit von 85km/h, bis Mitte 1991 dann nur noch mit 50km/h und seitdem gar nur noch mit – Blumenpflück -Tempo von 30km/h, so daß der geübte Legdener Radfahrer auf dem Wege nach Ahaus oder Coesfeld die neueste Bahnkonkurrenz darstellt. Grund für diese in dem Maße bundesweit einmalige Einschränkung : Morsches, seit 30 Jahren nicht grunderneuertes Schwellenbett! Welche Legdener Straße wurde so vernachlässigt!? Eine weitere -Dienststelle- in dieser Diensstelle liegt ebenfalls seit 1975 trocken; Die Bahnhofsgaststätte, in der es im wahrsten Sinne des Wortes so manchen Kuhhandel gegeben haben dürfte.

– Besondere Ereignisse –

Die meisten Legdener werden sich noch an die sogenannten Bergezüge erinnern, die 1983/84 nach Legden und 1987 nach Heek fuhren. Bis zu 6 Züge pro Tag brachten eigens hergerichteten Entladestellen ca. 2,5 Millionen Tonnen Erdmaterial für den Bau der A31, welches bei der Kohleförderung mit anfällt und sonst im Ruhrgebiet auf Halden getürmt worden wäre. Wenn dieses Material per LKW angefahren worden (in geringerem Umfang auch geschehen), hätten ca. 100000 LKW-Fahrten unsere hiesigen Straßen zusätzlich belastet und verschlissen. Eine nachzulesende DB-Erklärung, der schlechte Streckenzustand sei wesentlich durch diese Bergezüge verursacht, klingt aus oben genannten Grunde wenig glaubwürdig.

Es sei noch auf die Gesellschaftssonderzüge (ca. 10 pro Jahr) hingewiesen, die seit 1987 schon etliche tausend Besucher für ein paar frohe Stunde nach Legden gebracht und den Bahnhof zu ungewohnter Belebtheit verholfen haben.

-Ausblick-

Zur Zeit (Stand:Februar 1992) scheint der Fortbestand der Eisenbahn in Legden extrem Gefährdet; Totalstillegung im Jahre 1993 ist zu vermuten. Es werden jedoch politische und durch Gutachten gestützte Stimmen lauter, die eine Chance für eine Renaissance der Strecke und damit des Bahnhofs oder zumindest Haltepunktes Legden sehen. Auf jeden Fall ist der Erhalt des Bahnhofsgebäude gesichert, da es unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Mit dem Bahnhof Legden aus dem Jahr 1875 ist eine lange Geschichte verbunden.

Text Quelle: 900 Jahre Legden und Asbeck
Herausgeben von der Gemeinde Legden
Druck: Druck + Fleißig Verlag J. Fleißig, Coesfeld

Zug

Bahnstrecke Gronaus - Dortmund

Bahnstrecke Ruhrgebiet Niederlande